Ködertuning vom Feinsten!

Der ein oder andere wird es vielleicht kennen – Der Angelnachbar fängt ein Fisch nach dem anderen während man selbst Schneider bleibt. Nach genauerem analysieren merkt man, dass man DIE Farbe des Tages einfach nicht in der Köderbox hat. Deshalb war ich umso begeisterter, als ich in meinem Stammgeschäft in Potsdam eine Entdeckung gemacht habe, die mittlerweile meine komplette Köderbox verändert hat.
Darum
möchte ich heut ein paar Tipps zum einfachen tunen von
Ködern mit Ködermarkern
geben. Im Angelladen hieß es, dass diese Stifte
ursprünglich zum bemalen von
Gummiködern konzipiert wurden, doch als experimentierfreudiges
Wesen, entdeckte
ich schnell weitere ungeahnte Möglichkeiten dieser
Wunderstifte.
Eines
vorweg: Welche Köder ihr evtl. mal bemalt sei euch
überlassen, in diesem
Bericht möchte ich jedoch erst mal nur auf die Verwendung an
Jerkbaits
eingehen, obwohl es weitaus mehr Einsatzmöglichkeiten gibt.
Einerseits lässt
sich das mit meiner Vorliebe für die Angelei mit Jerks
begründen, andererseits
bieten große Köder einfach mehr Fläche, an
der man sich kreativ auslassen kann.
;-)
Die
Stifte gibt es in 5 verschiedenen Farben (gelb, orange, rot, blau und
schwarz),
und verschiedenen Geruchsrichtungen, wobei ich die geruchlichen Aspekte
hier
einfach mal vernachlässige.
Mit den
erhältlichen 5 Farben lassen sich problemlos fast alle Farben
kreieren,
abhängig natürlich von der Grundfarbe des zu
bemalenden Köders.

Als erstes sollte man darauf achten, dass die Köder sauber und fettfrei sind. Für die Gestaltung der Köder empfehlen sich dann solch hilfreiche Utensilien wie Papiertücher, Klebefolie, ein Skalpell, Schere, eine Unterlage und natürlich – ein paar Opfer. Ich habe mir als Basisköder ein paar reduzierte Auslaufmodelle geholt, Farben die ich sonst nie gekauft hätte fanden plötzlich gehobenes Interesse.
Andererseits
kann man seine sicher vorhandenen Fehlkäufe verwenden, um
evtl. doch noch DIE
Fangmaschine daraus zu erschaffen.
Für
die
aufwendigeren Kreationen habe ich Schablonen verwendet, die ich
allerdings per
Plotter geschnitten habe,
wer diese
Möglichkeit nicht hat, kann aber auch mit Schere, Skalpell und
ganz normaler Klebefolie
arbeiten. Ansonsten findet man mittlerweile in fast jeder Stadt eine
Plotterbude um die Ecke.
Bevor man
dann loslegt, sollte man die Stifte aber besser an einer
unauffälligen Stelle
des Köders testen, da einige Modelle sehr zügig
trocknen, andere wiederum
mehrer Stunden brauchen, und einige Wobblermodelle gänzlich
ungeeignet sind.
Köder mit einer äußeren Epoxyschicht, wie
die meisten Jerks, sind jedoch
bestens geeignet. (Ich übernehme keine Haftung bei eventuellen
Unfällen. ;-))
Da die
Farben mitunter sehr gut halten, sollte man sich natürlich
auch über das
entsprechende Dekor möglichst vorher im Klaren sein.
Hier nun
erst mal ein Gestaltungsbeispiel:
Ich
bemale die komplette Flanke des Köders erst mit Gelb und
verwische die
reichlich aufgetragene Farbe rasch mit einem Taschentuch. Durch
leichte,
kreisende Bewegung erzielt man einen sehr
gleichmäßigen Farbauftrag. Diesen
Vorgang wiederhole ich solange, bis die gewünschte
Farbintensität erreicht ist.
Nun nehme ich orange, trage es genauso auf und erziele somit meine
gewünschte
Grundfarbe. Grundsätzlich empfiehlt sich nach jedem
Farbauftrag das verwischen
mit einem Tuch, da die Farbe so sehr gleichmäßig
verteilt wird. Auch zum
erzielen von hellen Pastelltönen oder Farbverläufen
verwische ich die Farben
sofort nach dem auftragen. Zügiges arbeiten ist hier sehr
wichtig, da die Farbe
bei vielen Ködern, innerhalb von Sekunden trocken ist. Und ich
habe noch nichts
gefunden diese Farbe wieder vom Köder zu bekommen, selbst
Klorix und
Topfkratzer waren erfolglos.

Nachdem wir schon einen schönen Grundton haben, kann man freihand oder mit Schablonen weitere Effekte erzielen. Ich wähle erst eine Schablone, in Form und Größe passend zum Köder, klebe den Köder ab (in diesem Fall mit Hilfe einer Übertragungsfolie), und male je nach gewünschter Intensität mehrmals mit schwarz über, und verwische alles wieder mit dem Tuch. Nach ein paar Sekunden ziehe ich die Folie wieder ab. Nun schattiere ich den Köder noch etwas, indem ich mit dem schwarzen Stift leicht von oben nach unten etwas Farbe auftrage und sofort wieder mit kreisenden Bewegungen verwische.

Anschließend setze ich mit dem roten Stift noch einige Akzente, verwische diese nach kurzem antrocknen, und schattiere nochmals mit schwarz und verwische alles wieder. Das ganze wiederhole ich dann auf der anderen Seite.
Versucht
euch zu merken wie oft ihr welchen Arbeitsschritt gemacht habt, damit
ihr auf
beiden Seiten ein identisches Ergebnis habt. Erst wenn beide Seiten
fertig sind
bemale ich Bauch und Rücken. In diesem Fall gibt es eine rote
Kehle und einen
bronzefarbenen Bauch. Alles noch mal verwischen, kontrollieren evtl.
ausbessern, und schon ist ein super Köder fertig. Die fertig
bemalten Köder
wirken wie lackiert, und sind bei sorgfältiger Arbeit nicht
von einem gekauften
zu unterscheiden. Bei diesem Beispiel ist der Köder nach einer
Nettoarbeitszeit
von ca. 10 bis 15 Minuten sofort einsatzbereit. Die Farben halten
zuverlässig,
auch nach vielen Einsätzen und Hechtattacken.


Seitdem ich diese Stifte habe, gibt es nur noch wenige originalfarbige Köder in meiner Box. Aber seid vorsichtig, das Suchtpotential ist hoch – einmal angefangen läuft man Gefahr sich nahezu an allen griffbereiten Ködern zu vergehen.
Um an
bestimmten Tagen oder Gewässern schnell auf die jeweilige
Situation reagieren
zu können, habe ich mir noch kleine Klebepunkte in
verschiedenen Größen und
Farben geschnitten, und kann so noch zusätzlich Reizpunkte
setzen. Diese
zerkratzen zwar bei Fischkontakten, können aber je nach
Situation auch schnell
angebracht, ausgetauscht oder entfernt werden. So kann ich
experimentieren,
ohne den Köder zu bemalen.
Anschließend
noch ein paar Beispiele meiner Experimente.




Bitte
versteht diesen Artikel nur als Anregung, natürlich ist jedem
selbst überlassen
wie die Stifte eingesetzt werden. Für geübte
Künstler unter euch ist eine
Schablone nicht unbedingt notwendig, da man auch freihand gute Dekore
gestalten
kann.
Also: Auf
die Köder, fertig, los! Ich wünsche euch viel
Spaß beim Ausprobieren, und bin
gespannt auf eure Kreationen. Die Stifte gibt es u.a. bei jerkbait.com.
Die Folien, Skalpelle und anderes nützliches Zubehör
gibt es bspw. bei Modulor.
Oder ihr schaut einfach mal in Baumärkten oder
Bastelläden.
Seid aber
vorsichtig beim hantieren mit den Stiften, da sie von vielen
Oberflächen nur
sehr schwer oder teilweise gar nicht mehr abzubekommen sind. ;-)

Ein letzter Hinweis: Bitte testet die Stifte unbedingt vorher an euren Ködern, da nicht jede Oberfläche geeignet ist. Eine klare Regel konnte ich hier leider noch nicht erkennen. Für die Köderbauer unter euch sind diese Stifte eher für das Feintuning geeignet, als für komplette Gestaltungen. Andererseits habe ich mir bspw. auch einfarbig silberne Jerks (gibt’s von Piketime) geholt, und gestalte mir bestimmte Dekore komplett selbst, was eine schöne Alternative zum kompletten Eigenbau ist. Aufwendige Lackier- oder Versiegelungsarbeiten sind hier nicht mehr nötig. (abhängig vom jeweiligen Köder)
Gruß Micha
(Bericht: Micha alias Hipken, BA)